106 SITTEN
UND GEBRÄUCHE
. rothem
Kaschmir,
möglichst
reiche
Mädchenkleider
und
auffallen-
den
Frauenschmuck,
der
den
Blick
auf
sich
ziehen
und
so
von
sei-
ner
Person
abwenden
soll.
Ein
schön
aufgeputztes
Pferd
wird
ge-
liehen,
um
ihn
zu
tragen.
Mit
einem
gestickten
Taschentuche
muss
er
sein
Gesicht
halb
verdecken.
Der
Barbier
tion
vollzieht,
und
Musikanten
Knaben
zugleich
im
Aufzuge
herumgeführt.
Die
Mädchen
werden
im
12ten
oder
13ten,
manchmal
schon
im
10ten
Jahre
verheirathet.
Durch
Verwandte
oder
Vermittlerinnen
wird
dem
Jünglinge
die
Braut
ausgesucht,
die
er,
wenn
sie
nicht
einem
ganz
geringen
Stande
sehen
bekommt.
Ist
Alles
in
Ordnung,
so
muss
der
Heirathscandidat
den
Brautschatz,
in
mittleren
Kreisen
etwa
160
Thaler,
wenn
die
Braut
eine
Jungfer
ist
(bei
Wittwen
weniger),
zahlen.
Gewöhnlich
wird
⅔
der
Summe,
um
die
weidlich
gehandelt
wird,
sogleich
erlegt,
während
⅓
für
den
Fall
des
Todes
des
Gatten,
oder
wenn
er
sich
gegen
ihren
Willen
von
ihr
scheidet,
für
sie
festgestellt
wird.
Nun
wird
der
Ehecontract
geschlossen.
Bei
dem
Brautzuge
wird
die
Braut
in
ihren
besten
Kleidern
vor
der
Hochzeit
ins
Bad
geführt.
Diese
Procession
wird
„Zeffet
et
Hammâm“
genannt.
Voran
gehen
einige
Musikanten
meln
verschiedener
Art;
dann
folgen
einige
verheirathete
Freun-
dinnen
und
Verwandte
der
Braut
paarweise
gereiht,
und
hinter
die-
sen
eine
Anzahl
junger
Mädchen.
Die
Kleidung,
welche
die
Braut
trägt,
verhüllt
sie
vollständig;
sie
pflegt
in
einen
Kaschmirshawl
gänzlich
eingewickelt
zu
sein,
und
auf
ihrem
Kopf
sitzt
eine
kleine
Mütze
oder
Krone
von
Pappe.
Den
Zug,
der
sich
sehr
langsam
fortbewegt,
beschliessen
Musikanten
Frauen
niederer
Stände
lung
ausstossen,
heisst
zaghârît.
Derselbe
Zug
durchschreitet
die
Strassen,
wenn
die
Braut
in
das
Haus
des
Gatten
geführt
wird.
Nicht
minder
auffallend
wie
die
Hochzeitsprocessionen
sind
die
Leichenzüge.
Wenn
der
Tod
am
Morgen
stattfindet,
so
wird
die
Leiche
am
selben
Tage
begraben,
sonst
am
folgenden.
Nachdem
der
Leichnam
gewaschen
und
von
der
Familie
und
den
Klageweibern
(noddábe’s
dem
Korân
neben
ihm
gelesen
und
man
die
Oeffnungen
des
Lei-
bes,
Ohren,
Nasenlöcher
etc.
mit
Baumwolle
verstopft
und
ihm
das
weisse
oder
grüne
Sterbehemd
angezogen
hat,
trägt
man
den
Todten
in
feierlichem
Aufzuge
hinaus.
Zuerst
kommen
etwa
sechs
oder
mehr
arme
Männer,
meistens
Blinde,
die
zwei
und
zwei
oder
drei
und
drei
zusammengehen
und
langsamen
Schrittes
wandelnd
das
Glaubensbekenntniss:
„Es
gibt
keinen
Gott
ausser
Gott;
Mo-
hammed
ist
Gottes
Gesandter;
Gott
sei
ihm
günstig
und
bewahre
ihn“
singen.
Die
Bahre
wird
mit
dem
Kopf
voran
eine
kurze
Strecke
von
3
oder
4
Freunden
des
Verstorbenen
getragen,
die
später
von
anderen
abgelöst
werden.
Hinter
der
Bahre
gehen
die
trauernden